Achtsamkeitstraining mit Kindern

Wie bei Erwachsenen geraten Kinder zunehmend in den Sog  eines hektischen Lebens. Schule, außerschulische Aktivitäten, die Vielzahl an Bildschirmen (Fernsehen, Videospiele, Computer, …) beanspruchen sie ständig mit (über-)vollen Programmen. Es fehlt ihnen ganz einfach eine Zeit des „Nichtstuns“.  

Um dem Trend einer andauernden „Beunruhigung“ entgegen zu wirken, erweist sich das Achtsamkeitstraining  für Eltern und Kinder als einfache, wirksame und zugängliche Therapieform.

Eine kindgerechte Trainingsform

Sie brauchen nicht buddhistischer Mönch oder Erwachsener zu sein, um Achtsamkeitstraining zu praktizieren. Diese Trainingsform setzt nämlich keine besonderen Fähigkeiten oder eine besonders aufwendige Ausbildung voraus. Kinder, besonders die ganz Kleinen, leben die Achtsamkeit bereits ganz spontan. Im Gegensatz zu den Erwachsenen können sich Kinder auf den Augenblick konzentrieren ohne in Gedanken in Vergangenheit oder Zukunft zu schweifen. Um sich davon zu überzeugen, genügt es, an ein Kind zu denken, welches die Wolken am Himmel beobachtet, den Gang eines Marienkäfers auf einem Blatt verfolgt oder Sandkörner durch seine Hände rieseln lässt. Sie dürfen davon ausgehen, dass das Kind tatsächlich vom Augenblick und den damit verbundenen Empfindungen erfasst ist. 
Im heranwachsenden Alter verlieren die Kinder mit und mit ihre natürliche Veranlagung. Dies geschieht beispielsweise beim Eintritt in das Schulleben, wo es um Erfolg und Leistung geht und das tägliche Leben beschleunigt wird. Um Eltern und Kindern Hilfestellungen zu geben, hat die niederländische Therapeutin Eline Snel das  Buch (mit CD) „Stillsitzen wie ein Frosch – kinderleichte Mediation für Groß und Klein“ herausgegeben. In diesem Buch stellt sie Trainingsmethoden für Kinder von 5 bis 12 vor; die Übungen zielen auf einen verbesserten Umgang mit Gedanken und Grübeleien, Atmung, Gefühle und Emotionen. 
Das Achtsamkeitstraining eignet sich für alle Kinder, sei es um ihnen bei der Suche nach Mitteln zum Spannungsabbau in Stresssituationen behilflich zu sein, sei es um ihnen Hilfestellungen im Alltag zu geben. Sie eignet sich zudem zur Förderung einer gesunden Selbsteinschätzung.

Günstige Auswirkungen…

Mehrere Studien heben zahlreiche positive Auswirkungen des Achtsamkeitstrainings für Kinder hervor: 

  • Verbesserter Schlaf; 
  • Minderung von Stress und Impulsivität ; 
  • Verbesserte Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit ; 
  • Verbesserte Selbsteinschätzung; 
  • Verbesserte Kommunikation mit anderen Personen (Familie, Freundeskreis, ..) 
  • (…)

…in allen Lebensbereichen des Kindes

enfant sourire

Achtsamkeitstraining erbringt nicht nur günstige Auswirkungen im Familienkreis, sondern auch in der Schule. So ist es nicht verwunderlich, dass in den Vereinigten Staaten, Kanada und zuletzt in den Niederlanden die Meditation in das Lehrprogramm aufgenommen wurde. Beeindruckend sind die Resultate: erhöhte Ruhe und Konzentration während der Unterrichtsstunden, mehr Offenheit, bessere Schüler-Lehrer-Beziehung. 
Ohne strikte Anwendung der Trainingstechniken greifen immer mehr Lehrpersonen auf körperliche Entspannungsmethoden, Yoga oder Sophrologie zurück, um täglichem Stress und Müdigkeit entgegen zu wirken.

Praktische Übungen

Zwei Übungsbeispiele aus der CD zum Buch „Stillsitzen wie ein Frosch – kinderleichte Mediation für Groß und Klein“  von Eline Snel. Die Übungen können von den Kindern alleine oder in Begleitung ihrer Eltern ausgeführt werden...

  • Auszug aus der Audio-CD « Die kleine Spinne » (Umgang mit aufwirbelnden Gedanken) 
    «Wenn Dich alle Deine Gedanken und Grübeleien müde gemacht haben, solltest Du Deine Achtsamkeit Deinem Bauch widmen, genau so wie sich die kleine Spinne am seidenen Faden herunter gleiten lässt.  Wenn Deine Gedanken vom Kopf zum Bauch gewandert sind, lege Deine Hände auf den Bauch  (genau dort, wo Du ihn gut wahrnimmst). Ganz weit weg vom Kopf und nahe am Bauch spürst Du die sanfte Bewegung Deiner Atmung. Der Bauch hebt und senkt sich wieder (…). Im Bauch gibt es keine Gedanken; hier spürst Du Ruhe und Atmung (…) ».
  • Auszug aus der Audio-CD « Der kleine Frosch » (Basisimeditation für Kinder von 5 bis 12) 
    «Mit dieser Übung werde ich Dir beibringen, ruhig wie ein Frosch zu hocken. Setze Dich einfach irgendwo aufrecht hin, strecke Deine beiden Beine nach vorne aus und konzentriere Dich auf Dich selbst. Frösche können sehr weit springen und sehr laut quaken. Sie können aber auch vollkommen unbewegt hocken und nichts tun. Selbst Frösche glauben, dass es am Anfang schon schön schwer sein muss, einfach so ruhig auszuharren. Ständig würden sich Arme und Beine gerne bewegen; je häufiger aber diese Übung gemacht wird, umso angenehmer wird das Nichtstun. Also: einfach mal ruhig ausharren, genau wie ein Frosch. (…) Spürst Du, was sich dann noch bewegt, selbst wenn Du selbst ruhig bleibst? Es ist die Atmung, die Atmung in Deinem Bauch ».