Gewaltfreie Kommunikation

Wie schafft man es, sich zu behaupten, ohne den anderen zu verletzen? Zuhören, ohne sich selbst in den Schatten zu stellen? Lernen „nein“ zu sagen, und dennoch seinen Gesprächspartner zu achten? Die gewaltfreie Kommunikation (GFK) hilft, Konflikte zu lösen und schafft die Voraussetzungen für einen Austausch, bei dem auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen eingegangen wird. Ihre Grundlage ist das Wohlwollen, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber.
Kommunikation in gegenseitiger Achtung:
Im Gespräch mit anderen neigen wir manchmal dazu, uns ein Urteil zu erlauben, sei es verbal („das ist ganz schlecht, was du da tust“) oder non-verbal (Arme kreuzen, ausholende Gesten). Auf diese Weise wird der Gesprächspartner in die Enge getrieben und wird der Dialog geschlossen. Die Zusammenarbeit oder die Lösung von Konflikten gerät ins Stocken, wenn einer der Gesprächspartner sich kritisiert fühlt, sogar wenn die Kritik durchaus berechtigt ist. Kritisieren, grübeln, herumnörgeln oder wettern ist bedeutet auch Energieverschwendung und ist wenig produktiv… Die Beziehung gewinnt an Qualität und wird friedfertiger, wenn beide Seiten auf die Bedürfnisse des jeweils anderen eingehen. Die Aneignung einer gewaltfreien Kommunikation führt dann zur Verbannung der urteilenden oder verurteilenden Gedanken (gegenüber anderen, aber auch gegenüber sich selbst).
Bei der gewaltfreien Kommunikation geht es um gegenseitiges Verständnis und Respekt. Bei dieser Kommunikationstechnik erhält das, was jeder beim Austausch erlebt und fühlt, den richtigen Stellenwert. Auf diese Weise kann man sich Gehör verschaffen, ohne den anderen anzugreifen. Die GFK gründet sich demnach in erster Linie auf das Wohlwollen sich selbst und anderen gegenüber. Sie fördert die Fähigkeit, ohne Urteil, ohne Vorwurf und ohne Aggressivität ausdrücken zu können, was einen bewegt und was man anstrebt.
Und so geht’s: vier Schritte zur gewaltfreien Kommunikation:
- Beobachtung der Fakten
- Ausdruck seiner Gefühle
- Ausdruck seiner Bedürfnisse
- Formulieren einer konkreten Bitte
Illustration:
Wenn du deinen Teller nach dem Essen auf dem Küchentisch stehen lässt [Beobachtung] bin ich schlecht gelaunt [Gefühl], weil ich es gerne ordentlich und aufgeräumt mag, wo ich mich aufhalte [Bedürfnis]. Könntest du bitte deinen Teller und dein Essgeschirr gleich nach dem Essen in die Spülmaschine einräumen? [Konkrete Bitte].
Die gewaltfreie Kommunikation ist nicht „natürlich“, sie muss erlernt und ziemlich lange praktiziert werden. Zwei Grundvoraussetzungen müssen ohnehin erfüllt sein: ehrlich sagen, was man fühlt und möchte und dem anderen respektvoll zuhören. Aber diese Technik führt zu mehr Selbstwertschätzung, Selbstvertrauen und Wohlwollen. Sie werden Gefallen am kooperativen Miteinander finden und Ihrem Gesprächspartner glaubwürdiger gegenübertreten.
Übung in vier Schritten anhand der Illustration:
Denken Sie an ein Problem, das Sie mit einer anderen Person haben oder hatten:
- Beschreiben Sie die Situation („Ich stelle fest, dass…“)
- Greifen Sie ein oder zwei Gefühl(e) auf, die Sie bei dieser Begegnung hatten („Dein Vorgehen/deine Reaktion haben bei mir das Gefühl ausgelöst, dass…“)
- Bringen Sie ein oder zwei unbefriedigte Bedürfnis(se) in Bezug auf diese Gefühle zum Ausdruck („weil ich zu dem Zeitpunkt erwartet hatte, dass …“).
- Beschreiben Sie (so konkret wie möglich), was der andere tun könnte, um Ihren Bedürfnissen entgegenzukommen („und wenn du künftig einverstanden wärst,…“).