Hochwertige Beziehungen knüpfen

Auch wenn sie notwendig und natürlich erscheinen, soziale Beziehungen sind nicht unbedingt leicht herzustellen oder zu verstehen. Wir verfügen jedoch über mehrere Schlüssel, um uns mit Leichtigkeit durch die Welt der Beziehungen zu bewegen.

Beziehungswesen

Wir werden aus der Partnerschaft von zwei Personen geboren, wir wachsen dank der anderen, durch sie, manchmal gegen sie oder weil sie uns fehlen. Selbst „Abwesende“ sind stets da, in unserer Herzen, im Guten wie im Schlechten. Der Mensch ist ohne Zweifel ein Beziehungswesen. 

Ein Säugling ohne Stimulation und ohne menschliche Kontakte gerät leicht in Gefahr: seine körperliche und psychische Entwicklung, wenn nicht sogar sein Überleben schlechthin, sind gefährdet. Wenn das Kind heranwächst, bleibt das Kontaktbedürfnis bestehen, auch wenn die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen sich entwickeln. Es erstaunt also nicht, dass eine gute Gesundheit auch von der Qualität unseres sozialen Netzes abhängt: beide beeinflussen sich gegenseitig. Ausschluss oder Gleichgültigkeit sind nur schwer zu ertragen und machen sogar krank. Seine Kollegen systematisch am Arbeitsplatz zu ignorieren gilt sogar als eine Form des Mobbings.

So lässt sich auch ganz leicht verstehen, wie wichtig die Pflege gesunder sozialer Beziehungen ist. Noch grundlegender ist es jedoch, solche Beziehungen überhaupt zu haben. Die Notwendigkeit sozialer Beziehungen ist so wichtig, dass hiervon zum Teil das persönliche Gleichgewicht abhängt. Hierfür mangelt es nicht an Beweisen: Aus Furcht davor, nicht geliebt zu werden, „opfern“ wir uns „auf“, machen uns klein, „verdrücken“ uns; aus Furcht, nicht zu gefallen, geben wir uns selbst auf, lassen immer den anderen den Vortritt oder treffen immer die falsche Entscheidung.

Eine optimistischere Sichtweise annehmen

Soziale Beziehungen sind uns äußerst wichtig. Aber sie herzustellen, bleibt relativ schwierig. Mehrere Hemmnisse stehen uns dabei im Weg. Eines davon ist der Eindruck, dass es der Menschheit immer schlechter geht und es sehr schwierig wird, Beziehungen auf der Grundlage von Achtung, Gleichheit und Solidarität zu begründen. Von dieser Denkweise geht die Gefahr der Abkapselung und des Misstrauens anderen gegenüber aus. Der Eindruck, dass gute Menschen immer seltener werden, nimmt dann überhand. Dann heißt es: „Die Leute denken nur noch an sich selbst, jeder für sich“, und man geht immer weniger auf die Menschen zu, selbst die Nachbarn meidet man. 

Es ist an der Zeit, einige unserer Ideen über Bord zu werfen, die leider auch zu oft von den Medien genährt werden. Die ständige Darstellung von Gewalt und Unredlichkeit fördert das, was die Soziologen „das Syndrom der schlechten Welt“ nennen. Am Ende könnte man glauben, der Mensch sei nicht „gut“. Dabei würden wir zu schnell vergessen, dass Negativschlagzeilen sich besser verkaufen, als positive Nachrichten. Der selbstlose Einsatz vieler Menschen im Alltag geht deshalb größtenteils in den Berichten über die vielfältigen dramatischen Ereignisse unter. Wussten Sie, dass bei Katastrophen (Brand, Sturm, …) die gegenseitigen Hilfeleistungen viel häufiger sind, als alle Diebstähle und Plünderungen? Viele Leben werden bereits vor der Ankunft der Rettungsdienste durch den Einsatz einfacher Bürger gerettet. Solidarität und gegenseitige Unterstützung sind sehr wohl vorhanden! Passend hierzu haben ernsthafte Untersuchungen gezeigt, dass Empathie bereits in frühester Kindheit besteht: Ganz kleine Kinder, die mit einem Kleinkind alleingelassen werden, das Hilfe braucht, versuchen ihm zu helfen. Das Wohlwollen gegenüber dem Mitmenschen gehört demnach zu unserem Erbgut. Wir sind Millionen, die dieses Wohlwollen verstärkt in unseren Alltag einbringen möchten. Das müsste uns doch den Mut geben, die ersten Schritte auf neue soziale Beziehungen zu unternehmen.